In Teil B stolperten wir ĂŒber den Satz:
"Ein Schuss Ăberforderung ist besser als Langeweile."
Damit stimmen wir nicht ĂŒberein.
Falls Ăberforderung hier im Sinn von Herausforderung gemeint ist, muss es unserer Meinung nach auch so benannt werden.
Ăberforderung schafft Stress. Wir erleben im Erzieheralltag immer wieder Kinder, die den Mut vor Herausforderungen verlieren, weil sie den allgemeinen Anforderungen nicht standhalten, da sie aus den verschiedensten GrĂŒnden ĂŒberfordert sind.
NatĂŒrlich ist es notwendig, Dinge, die man nicht kann, zu ĂŒben und dabei sollte schon eine gewisse Herausforderung eine Rolle spielen.
Langeweile fördert die KreativitÀt.
Gerade in der heutigen Zeit der permanenten Berieselung und Dauer-Animation brauchen Kinder diese Ruhestrecken der vermeintlichen Langeweile.
Wenn "Mir ist soooo langweilig" geĂ€uĂert wird, zielt das vom Kind aus meist darauf ab, dass ihm ein Angebot unterbreitet wird. Viele Eltern tun das - natĂŒrlich wird das Angebot abgelehnt; ein neues, besseres, vermutlich höherwertiges Angebot wird nachgeschoben usw. Entweder hat das Kind irgendwann seinen Willen bezĂŒglich Fernseher, Computer, Playstation, neuem Spielzeug o.Ă€. oder die Eltern verlieren die Nerven.
Unsere Hortkinder dĂŒrfen sich gern langweilen. SchlieĂlich ist das ein Vorrecht des Kindes - ich zumindest kenne keinen Erwachsenen, der ĂŒber Langeweile klagt! Wir haben im Umgang mit vermeintlicher Langeweile mehrere Strategien entwickelt. Erstens wird Langeweile als GefĂŒhl thematisiert und untersucht - was auch unter den Kinder zu interessanten GesprĂ€chen fĂŒhrt. Zweitens werden die Kinder/das Kind von einem anderen Kind durch die RĂ€ume gefĂŒhrt, als wĂ€ren sie zum ersten Mal da. Es wird sozusagen prĂ€sentiert, welche Möglichkeiten offen und verborgen vorhanden sind. Drittens wird ein Ort geschaffen, an dem man sich langweilen darf - falls das nĂ€mlich ein angenehmes GefĂŒhl ist.
Ăberforderung vs. Langeweile
Moderatoren: Ulrike Klevenz, Detlef Diskowski, Bettina Stobbe, rogerprott, Anna K. Ohm
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- Registriert: 01.11.2015, 15:30
Re: Ăberforderung vs. Langeweile
Volle Zustimmung meinerseits zu Ihrer hier beschriebenen Praxis. Langeweile muss sein, von Zeit zu Zeit. Endlose Bespielung, BespaĂung und Belehrung nutzt den Kindern nichts. Sie mĂŒssen selbst aus einer solchen Situationen herausfinden können.
ZurĂŒckhaltung meinerseits zu dem beanstandeten Satz. Auch wenn er nicht in AnfĂŒhrungszeichen steht, ist er doch ein Zitat, wie die FuĂnote ausweist. Als eine Aussage Krappmanns, die in Blossin viel Beifall gefunden hat, wĂŒrde ich (wenn ich entscheiden dĂŒrfte) deswegen nicht Ă€ndern.
Nun springe ich zur anderen Ihrer heutigen RĂŒckmeldungen und sage, die Unterscheidung zwischen Herausforderung und einem Schuss Ăberforderung soll/muss und kann nur in Ihren Einrichtungen erfolgen. Das legen Sie fest, wann das eine beginnt und das andere aufhört, was also zulĂ€ssig ist und was nicht. Andere Autoren arbeiten mit Ă€hnlichen Begriffen, schreiben von Zumutungen fĂŒr die Kinder, von Anregungen oder vom Eröffnen von Handlungsoptionen.
Geben Sie bitte die Definitionsmacht nicht aus der Hand. Finden Sie den Begriff, der am besten zu Ihnen passt.
PS. Im gerade erschienenen Buch "Leitwölfe sein" schreibt der Psychologe Jesper Juul, was Eltern tun können, wenn ihr Kind sagt: "Mir ist soooo langweilig!" Sie sollen antworten: "Gratuliere dir, mein Freund. Es wird spannend sein, zu sehen, welche Ideen du haben wirst." Juul weiter: Langeweile hĂ€lt kaum lĂ€nger als 20 Minuten. Das ist die Zeit, die ein Mensch braucht, um sich von den Ă€uĂeren Anregungen zu lösen, sich mit sich selbst und seiner eigenen KreativitĂ€t zu verbinden.
ZurĂŒckhaltung meinerseits zu dem beanstandeten Satz. Auch wenn er nicht in AnfĂŒhrungszeichen steht, ist er doch ein Zitat, wie die FuĂnote ausweist. Als eine Aussage Krappmanns, die in Blossin viel Beifall gefunden hat, wĂŒrde ich (wenn ich entscheiden dĂŒrfte) deswegen nicht Ă€ndern.
Nun springe ich zur anderen Ihrer heutigen RĂŒckmeldungen und sage, die Unterscheidung zwischen Herausforderung und einem Schuss Ăberforderung soll/muss und kann nur in Ihren Einrichtungen erfolgen. Das legen Sie fest, wann das eine beginnt und das andere aufhört, was also zulĂ€ssig ist und was nicht. Andere Autoren arbeiten mit Ă€hnlichen Begriffen, schreiben von Zumutungen fĂŒr die Kinder, von Anregungen oder vom Eröffnen von Handlungsoptionen.
Geben Sie bitte die Definitionsmacht nicht aus der Hand. Finden Sie den Begriff, der am besten zu Ihnen passt.
PS. Im gerade erschienenen Buch "Leitwölfe sein" schreibt der Psychologe Jesper Juul, was Eltern tun können, wenn ihr Kind sagt: "Mir ist soooo langweilig!" Sie sollen antworten: "Gratuliere dir, mein Freund. Es wird spannend sein, zu sehen, welche Ideen du haben wirst." Juul weiter: Langeweile hĂ€lt kaum lĂ€nger als 20 Minuten. Das ist die Zeit, die ein Mensch braucht, um sich von den Ă€uĂeren Anregungen zu lösen, sich mit sich selbst und seiner eigenen KreativitĂ€t zu verbinden.
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